
Vielleicht kennen Sie diesen Spruch. In der Generation der Väter, die zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg geboren wurden, war er weit verbreitet. Bei älteren Handwerksmeistern habe ich ihn auch noch erlebt. Und die Kinder solcher Väter (manchmal auch Mütter) konnten sich anstrengen wie sie wollten, sie wurden nicht „gesehen“. Irgendwann hört das Kind auf sich zu bemühen. Das erwachsene Kind verhält sich ebenso. Wenn er/sie dann im Beruf steht, wird vielleicht nur das Nötigste gemacht. Ist man zugleich umgeben von Kolleg/innen und hat Vorgesetzte mit ähnlichen Erfahrungen, warum sich anstrengen?

In privaten Betrieben kann hier schnell die Entlassung drohen. Im Öffentlichen Dienst gibt es dagegen eine Absicherung, die ich für gut halte, und die die Gewerkschaften lange Jahre erkämpft haben.
Aber wenn so jemand eine wichtige Position einnimmt, führt dies bei der Gemeinde-Bevölkerung zu Ärger.

Bei den Naturfreunden e.V. gibt es seit etlichen Jahren die Stärkenberatung. Gute Personalleitungen verfahren nach dem gleichen Prinzip. Mitarbeiter/innen-Gespräche werden nach der Devise geführt „Was liegt Ihnen besonders? Was würden Sie gerne mal machen? Möchten Sie eventuell auf eine andere Position wechseln? Wen hätten Sie gerne zur Zusammenarbeit an Ihrer Seite?“ Das heißt, die Stärken und nicht die Schwächen der einzelnen Person werden in den Mittelpunkt des Gesprächs gerückt. „Was haben Sie eigentlich für Hobbies?“ Gerade bei der letzten Frage kommen manchmal verrückte Dinge heraus. Ich hatte einen Kollegen, der war das einzige europäische Mitglied der Amerikanischen Trapper-Vereinigung. Ein anderer belegte regelmäßig Spitzenplätze bei einem vom spanischen Rundfunk veranstalteten anspruchsvollen Quizz über Spanien.
Und vielleicht zum ersten Mal im Leben fühlt sich dieser Mensch „gesehen“. Dann wächst auch die Bereitschaft, auf dem Arbeitsplatz die eigene Leistung zu erhöhen. Vorgesetzte, die regelmäßig durch die Abteilungen gehen und sich für denMenschen und die Tätigkeiten interessieren, sind hier Gold wert.
Es gibt in der Biebertaler Verwaltung einige Positionen, über die besonders geschimpft wird. Vielleicht arbeiten hier ja Menschen, auf die das Geschriebene zutrifft.
Fotos 1+2 pixaby, 3 Ev. Renell