
Es ist kaum anzunehmen, dass der Hessische Innenminister Roman Poseck – zeitlich passend am Volkstrauertag – aufgrund meiner Kritik bei seinem Besuch vor Kurzem auf dem zukünftigen Kunstrasenplatz in Fellinghausen erneut nach Biebertal gekommen ist, um lobende Worte für ein verkorkstes Projekt zu finden. Wie erbeten brachte der Innenminister weitere Euros aus Lottomitteln mit, die die Feuerwehr für die Jugendarbeit einsetzen möchte.
In der Gießener Allgemeinen wir Proseck mit „Biebertal habe eine Entscheidung getroffen, die für unser Bundesland Vorbild sein kann“ zitiert. Wenn dem tatsächlich so wäre, dann gute Nacht Hessen.
Aktuell werden für den noch immer nicht fertigen Feuerwehrstützpunkt 8,23 Millionen Euro an Kosten von der Bürgermeisterin genannt. Gemeinsam mit dem Baubetriebshof seien bislang 14,19 Millionen Euro ausgegeben worden; während ähnliche Bauprojekte vor Baubeginn 2020 laut Statistik damals mit insgesamt ca. 9 Millionen Euro ausgewiesen wurden.
Aber statt jemanden bauen zu lassen, der etwas davon versteht, hatten die damaligen Entscheidungsträger darauf bestanden, das Projekt mit der Gemeindeverwaltung selbst in die Hand zu nehmen (so wie sie das beim Umbau des Feuerwehrgerätehauses zur Kita Vetzberg lernresistent wieder taten. Auch da, statt schneller, alles wieder deutlich hinter dem Zeitplan.)
Neben dem Innenminister und seiner Entourage aus Personenschützern und hiesigem Polizeiaufgebort waren neben der Bürgermeisterin ca. 150 Kommunalpolitiker und die Einsatzgruppen der Feuerwehr zum Festakt mit Schleifchen durchschneiden gekommen.

Bürgermeisterin Patricia Ortmann, Gemeindebrandinspektor Marcel Hänsel, Hessische Innenminister Prof. Dr. Roman Poseck
Der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Reiskirchen sorgte für die musikalische Untermalung des Festaktes.
Doch parallel zum Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt oder Stuttgart 21 ist auch die mehrfach avisier Fertigstellung des Biebertaler Feuerwehrstützpunktes Mitte immer wieder verschoben worden. Ja, es war an einigen Stellen auch Pech dabei, aber Verzögerungen, ebenso wie die Kostenexplosion an öffentlichen Bauten sind Mittlerweile eine gewohnte Nachricht geworden, über die sich kaum noch jemand aufregen mag – obwohl die Kosten der Steuerzahler trägt.



Schon seit 2012, d.h. vor 13 Jahren (als die Baupreise noch verhältnismäßig günstig waren) rumort die Idee der Zusammenlegung von Feuerwehrstützpunkten. 2016 habe dann endlich eine Projektgruppe ihre Arbeit aufgenommen. Statt aber zu starten, wartete man geduldig (die Baupreise stiegen derweil) bis 2018 auf einen Förderbescheid über 383 000 Euro, der von Kultusstaatssekretär Manuel Lösel überbracht wurde. 2020 immerhin schon konnte dann ein Bauantrag gestellt und erste Vorarbeiten begonnen werden. Vorausschauend, wie für Bauträger üblich, wurden aber keine Materialien zu günstigen Preisen gesichert, stattdessen – so muss man der Kommune zugute halten – schlägt dann die Bürokratie zu und Verfahrensabläufe müssen eingehalten werden.


Corona, der Ukrainekrieg, Lieferschwierigkeiten, Diebstähle und Probleme mit Gewerken ließen die Kosten stiegen, die Fertigstellung verzögerte sich.


Dennoch konnten am 30. August 2025 die Ortsteilfeuerwehren Vetzberg, Rodheim, Bieber und Fellingshausen in den neuen Stützpunkt einziehen, in dem nun 70 Feuerwehrleute der Einsatzabteilung ihren Dienst tun. Dafür bedankte sich unsere Bürgermeisterin stellvertretend bei den Aktiven und Unterstützern, den Kinder- und Jugendfeuerwehr mit mehr als 100 Mitgliedern, die die Zukunft für die Einsatzabteilung seien. Marcel Hänsel sah das Haus als ein Symbol für Zusammenhalt, Vertrauen und gemeinsame Stärke: „Ein Dach, vier Wurzeln, eine Feuerwehr“. Unter seiner Führung stehen jetzt 8 belegte Fahrzeughallen, 130 Spinde für die Einsatzkräfte sowie 40 für die Jugendfeuerwehr, 58 Stellplätze für die Einsatzkräfte sowie Schulungs- und Bereitschaftsräume.
Zum Schluss will ich nicht unken, dennoch fielen mir zu den bei der Feier im Außengelände gepflanzte Apfelbäume die Schlussworte aus Theodor Fontanes Ballade ein, obschon die sich ja bekanntlich auf einen Birnbaum beziehen: „So spendet Segen noch immer die Hand des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.“
Fotos und Video Steffen Balser, Lindemann

